Portrait

Portrait von Caroline Porot | Direktorin von 42 Mulhouse

geschrieben von Marie-Anne Fourot und übersetzt von Helga Burgat

Sei es die Wahlordnung in der Nationalversammlung oder der Computercode an der 42 Mulhouse: Caroline Porot entschlüsselt mit Vorliebe unterschiedliche Systeme, um die Dinge voranzutreiben und stellt sich so wie ihre Schülerinnen und Schüler "ihren" Herausforderungen.

  • Be : Ihr Karriereweg bis zu Ihrer heutigen Funktion

Obwohl sie nicht die Karriere als politische Journalistin einschlagen konnte, für die sie mit einem Diplom in Politikwissenschaft einer renommierten Pariser Hochschule in der Tasche prädestiniert war, stellte sie ihre Ausbildung und ihr Schreibtalent in den Dienst der Politik. Als parlamentarische Assistentin in der Nationalversammlung stand sie zwei weiblichen Abgeordneten zur Seite und arbeitete später im Kabinett des Ministers für Tourismus.

In ihrer Tätigkeit als parlamentarische Assistentin war sie zunächst für die Vorbereitung der gesetzgeberischen Arbeit, die Beziehungen zu den Wählern und die Betreuung der Gebietskörperschaften zuständig. So verbindet sie politische Strategie mit Erfahrungen vor Ort und profitiert aus dem Reichtum ihrer beruflichen Tätigkeiten und Begegnungen, die nicht unterschiedlicher sein könnten: Treffen mit Austernzüchtern im Bassin d'Arcachon bis hin zur Teilnahme am Jubiläum des 3-Sterne-Kochs Paul Bocuse in Monaco...

Diese Vielseitigkeit führte später dazu, dass sie ihre Kompetenzen in den Dienst der Vereinigung der Bürgermeister der Grossstädte Frankreichs (AMGVF) stellte, die sie in der Nationalversammlung, im Senat und bei der Regierung vertrat. Zudem war sie dafür verantwortlich, den Austausch zwischen der AMGVF und ihren Partnerunternehmen (EDF, Orange, RATP, Véolia, Engie...) zu gewährleisten.

Da ihr Themen wie Innovation und wirtschaftliche Entwicklung schon immer besonders am Herzen lagen, engagiert sie sich an der Seite von Jean Rottner, Bürgermeister von Mulhouse, aktiv als Kabinettsdirektorin.

Anspruchsvolle Herausforderungen lassen sie zu Hochform auflaufen und so folgt Caroline Porot Jean Rottner, als er zum Präsidenten der Region Grand Est gewählt wird, und beteiligt sich an der Gründung der DIMAP (Délégation à l'Innovation et à la Modernisation de l'Action Publique), um die digitale Transformation der Region Grand Est zu begleiten.

Auf das gemeinsame Betreiben der Gebietskörperschaften und Wirtschaftspartner wurde 2017 die Idee geboren, einen 42-Campus in der Region Grand Est zu errichten; dieser wird 2021 zur Realität und Caroline Porot wird zur Direktorin ernannt. 42 Mulhouse ist der 33. Campus des 42 network, das heute 52 Campus in mehr als 30 Ländern umfasst und mehr als 18.000 Studierende im Bereich Informatik ausbildet.

  • Inspire : wer Sie inspiriert, was Sie begeistert

Auch wenn sie nicht freiwillig kein politisches Mandat innehat, bewundert Caroline Porot bei denjenigen, die sich dafür entschieden haben - unabhängig von ihrer Position, ihren Mandaten oder der Bedeutung ihrer Funktionen - eine gewisse Selbstaufopferung, die mit "moderner Sklaverei" vergleichbar ist. Die Ausübung ihrer politischen Ämter verlangen ihnen eine ständige Repräsentation und Verfügbarkeit ab, die Trennung zwischen Privat- und Berufsleben ist schwer durchzuhalten, und herausfordernd gestaltet sich keineswegs nur die Zeit während einer Debatte oder während Wahlen, sondern der gesamte Weg, der alles andere als ein langer ruhiger Fluss ist...

Caroline Porot ist Anhängerin von Barack Obama, der ihrer Meinung nach einen Paradigmenwechsel eingeleitet hat, und von Winston Churchill, der für sie nicht nur das absolute Vorbild eines Staatsmannes ist, sondern auch das politische Genie, den Anführer gegen Hitler und Stalin verkörpert. Seine Rede zur Ernennung zum britischen Premierminister im Unterhaus beendete er mit den erschreckend klaren Worten: "Ich habe nichts zu bieten ausser Blut, Schmerz, Tränen und Schweiss"; gleichzeitig besass er auch eine exzentrische und exzessive Persönlichkeit, die ihn in ihren Augen zu einem aussergewöhnlichen Anführer machte.

  • Generate : Ihre heutige Funktion, was Sie weiterhin vorhaben

Genau wie auch die Studenten von 42 Mulhouse liebt Caroline Porot Herausforderungen und die grosse Vielfalt ihrer Aufgaben: Bewerber gewinnen, Unternehmen von der technischen Exzellenz ihrer Studenten überzeugen, Förderer und Mäzene finden, mit eigens dafür entwickelten pädagogischen Konzepten die Orientierung von Schülern erleichtern, um ihnen die Informatik näher zu bringen (und sie lieben zu lernen!).

In der Tat bietet 42 Mulhouse eine kostenlose Ausbildung an, die ohne Altersbeschränkung und ohne Matura zugänglich ist. Um das Programmieren zu lernen, aber auch um Zugang zu vielen anderen Berufen rund um Data, Computersicherheit, System- und Netzwerkadministration oder künstliche Intelligenz zu erhalten.

Für jeden Studienjahrgang bewerben sich rund 1500 Kandidaten, von denen sich 350 nach den Online-Tests für den Pool (einmonatige Immersion, um die Ausbildung kennenzulernen) anmelden und ungefähr 100 den Studiengang starten.

Sobald die Schüler von 42 Mulhouse die Prüfung für den Pool bestanden haben, tauchen sie in eine einzigartige, disruptive Ausbildung ein, die auf gegenseitiger Hilfe und der Fähigkeit jedes Einzelnen beruht, das Lernen zu lernen. Es gibt keine Kurse, keine Lehrer, keine Klassen, sondern eine projektbasierte Pädagogik, Peer-to-Peer-Lernen und -Bewertung, die konkret auf die Arbeitswelt vorbereitet. Das alles passiert in Räumlichkeiten, die mit 160 Computern ausgestattet und 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche geöffnet sind.

Als Zeugin und Mitwirkende mehr oder weniger spektakulärer Erfahrungen teilt Caroline Porot gerne die Erfolgsgeschichten einiger ihrer Studenten, wie die eines 57-jährigen ehemaligen Controllers, der kündigt, sich bei 42 Mulhouse weiterbildet und als IT-Manager in seinem ehemaligen Unternehmen wieder eingestellt wird!

Sie weiss nur zu gut, dass man echte Wahlmöglichkeiten haben muss, um sein Berufsleben und seine Arbeit zu lieben. Daher setzt sie sich dafür ein, dass 42 Mulhouse möglichst vielen Menschen - ohne Unterschied oder sozialen Determinismus - die Möglichkeit bietet, ihren eigenen Weg zu gehen.


Steckbrief :

  • Geburtsjahr & Geburtsort : 1971 – Boulogne-Billancourt (Frankreich)
  • Erster Job : parlamentarische Assistentin in der Nationalversammlung

  • Ihre heutige Funktion : Direktorin der Programmierschule 42 Mulhouse Grand Est

  • Ihre Leidenschaften : Lesen, Schreiben (sowohl beruflich als auch privat: Ich habe Ministerreden geschrieben, aber auch eine Kriminalgeschichte, die ich eines Tages in Form eines Podcast bringen möchte), das Studium der Tora und Reisen. Als junge Frau bin ich viel gereist und auch heute noch nehme ich jede Gelegenheit zu "flüchten" wahr, sei es nun imaginär oder real...

  • Welche Superkraft hätten Sie gerne? Die Fähigkeit, Gedanken zu lesen

  • Wenn Sie eine neue Erfindung wären, wären Sie? Eine robotergesteuerte persönliche Assistentin, die jedes Bedürfnis der Person, der ich mich widmen werde, im Voraus erahnen kann...

  • Ein Projekt, das Ihnen am Herzen liegt / eine Sache, für die Sie sich engagieren? Auf beruflicher Ebene setze ich mich dafür ein, dass die Informatik für alle und insbesondere für Mädchen/Frauen zugänglich wird. Auf persönlicher Ebene habe ich heute nicht genug Zeit dafür, aber ich würde mich gerne für Kinder engagieren, zum Beispiel, um auf die schiefe Bahn geratene Kinder zu begleiten.

  • Der beste Rat, den Sie je erhalten haben: "Höre nur auf dich selbst"; das soll jetzt nicht klingen wie eine mit Stolz erfüllte Aussage, die die Meinung meiner Verwandten und meiner Kollegen und Gleichgesinnten von vornherein ausschliesst, sondern eher um ein Mantra, das mich dazu bringt, meinem Instinkt, meiner Intuition zu folgen und mir selbst zu vertrauen.

  • Welche Schweizer oder französische Persönlichkeit würden Sie gerne kennenlernen?

Vladimir Nabokov, der ohne Schweizer Staatsbürger zu sein in der Schweiz eine Heimat und im Grand Hotel in Montreux einen Wohnsitz für die letzten 15 Jahre seines Lebens gefunden hat. Der US-amerikanische Schriftsteller russischer Abstammung war unter anderem Romanautor, Kurzgeschichtenschreiber, Dichter, aber auch Übersetzer und Literaturkritiker. Ich bin fasziniert von seinem Talent, seiner Wortgewandtheit und seiner Genauigkeit, seiner Beherrschung anderer Sprachen als seiner Muttersprache Russisch, d. h. des Amerikanischen und des Französischen, so dass er die Übersetzung seiner Werke selbst betreuen konnte. Da die meisten den literarischen Reichtum dieses äusserst produktiven Autors nicht kennen, wird er leider allzu oft auf den Skandalautor des internationalen Erfolgs Lolita reduziert. Ich kann Ihnen insbesondere "Ada oder das Verlangen" nur wärmstens empfehlen. Eine kleine Anekdote am Rande: Eine seiner grossen Leidenschaften war das Studium von Insekten, insbesondere von Schmetterlingen. Seine riesige Sammlung (4300 Exemplare) ist im Musée cantonal de zoologie in Lausanne untergebracht.

Emmanuel Macron, hoher Beamter, Investmentbanker, französischer Staatsmann und Präsident der Französischen Republik seit 2017. Ich bin fasziniert von seiner Karriere, diesem regelrechten "Raubzug", den er unternommen hat, um ins höchste Amt zu gelangen, ohne jemals zuvor gewählt worden zu sein! Er ist eine ziemlich paradoxe Persönlichkeit und die Tatsache, dass er so unbeliebt ist, macht mich noch neugieriger darauf, ihn kennenzulernen.

 


Portrait rédigé par Marie-Anne Fourot { HY-PHEN } - www.hy-phen.ch - contact@hy-phen.ch